Warum diese Seite?

Als die Proteste gegen Stuttgart 21 Ende 2009 stärker wurden, habe ich mich intensiver mit dem Thema "Stuttgart 21" auseinandergesetzt, mittels diverser Medien: Zunächst die Lokalpresse, Websites von Befürwortern und Gegnern usw. Leider hatte ich das Gefühl, dass insbesondere Tageszeitungen eher oberflächlich berichten und oft nicht genügend in die Tiefe gehen. Inzwischen habe ich mit diversen Politikern, dem Projektbüro von Stuttgart 21, Ämtern und anderen Stellen kommuniziert und mir mein eigenes Bild über Stuttgart 21 gemacht. Ich möchte meine Erkenntnisse mittels dieser Seite teilen. Mehr über mich.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Studie der Universität Koblenz-Landau zu Schlichtungsgesprächen zeigt: keine Meinungsänderung aber mehr Verständnis für die Gegenseite

Die Universität Koblenz-Landau hatte begleitend zu den Schlichtungsgesprächen zu Stuttgart 21 eine Studie zu deren Wirkung auf die Bevölkerung - Befürworter wie Gegner von Stuttgart 21 - durchgeführt. Und so sehen die Wissenschaftler die Wirkung der Schlichtung:

Die Schlichtungsgespräche zum Verkehrsgroßprojekt Stuttgart 21 führten zu keiner Meinungsänderung, aber zu weniger Ärger und zu einem besseren Verständnis der Argumente der Gegenseite. Das sind die ersten Ergebnisse einer Online-Befragung, die die Psychologen Dr. Tobias Rothmund und Dr. Anna Baumert von der Universität Koblenz-Landau vor, während und nach den Schlichtungsgesprächen im Konflikt um „Stuttgart 21“ durchgeführt haben. 910 Personen im Alter zwischen 13 und 86 Jahren nahmen an der Befragung teil, die sich größtenteils als eindeutige Befürworter (ca. 20% der Befragten) oder eindeutige Gegner (ca. 70% der Befragten) des Projektes einstuften.

Gegner und Befürworter des Projekts unterschieden sich vor Beginn der Schlichtungsgespräche sehr stark in ihrer Bewertung des Planungs- und Entscheidungsverfahrens, das zu S21 geführt hat. Projektgegner empfanden das Verfahren als intransparent und das Verhalten der politischen Entscheidungsträger als unehrlich.Befürworter des Projekts hingegen bewerteten das Entscheidungsverfahren überwiegend als gerecht und legitim. Ärger und Empörung der Projektbefürworter richtete sich vor allem gegen die Projektgegner und deren Proteste.

Die Schlichtungsgespräche wurden von Gegnern und Befürwortern gleichermaßen interessiert wahrgenommen. Über 60% der Befragten gaben an, die Übertragungen live im Fernsehen oder im Internet verfolgt zu haben. Die Gespräche wurden dabei überwiegend als verständlich, transparent und ehrlich wahrgenommen.

Unter den Befragten führten die Schlichtungsgespräche weder bei Gegnern noch bei Befürwortern des Projekts zu einer bedeutsamen Meinungsänderung bezüglich ihrer Zustimmung oder Ablehnung von S21. Befürworter und Gegner gaben aber jeweils an, die Argumente der Gegenseite nun besser zu verstehen. In direktem Zusammenhang mit dem verbesserten Verständnis der Argumente stand dabei auch eine Verringerung des berichteten Ärgers. Desto besser S21-Gegner die Argumente der Gegenseite verstehen konnten, desto geringer ihr Ärger über die politischen Entscheidungsträger und den gesamten Entscheidungsprozess. Umgekehrt ärgerten sich S21-Befürworter über das Protestverhalten von S21-Gegnern umso weniger, je eher sie deren Argumente kannten und verstanden.

„Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können als Beleg für einen Erfolg der Schlichtungsgespräche interpretiert werden“, so das Fazit von Rothmund und Baumert. „Dieser Erfolg kann jedoch weniger in einer inhaltlichen Klärung der Sachfrage als vielmehr in einer aufklärerischen und besänftigenden Wirkung auf die beteiligten Parteien gesehen werden.“ Wahrgenommene Ungerechtigkeit und daraus resultierender Ärger stellten Motivation und Antrieb für politisches Protestverhalten dar. In extremer Form könne politische Wut aber auch zur Eskalation sozialer Konflikte beitragen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Eine Besänftigung von wütenden Bürgern könne daher gleichermaßen als Schwächung politischer Protestbewegungen und als Beitrag zum sozialen Frieden gesehen werden, so eine weitere Schlussfolgerung von Baumert und Rothmund.

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